04.11.2015

Filmindustrie erreicht Schließung von Popcorn Time und Yify Torrents

Vor zwei Wochen verschwanden die Seiten „Popcorntime.io“ und YTS.to (Yify Torrents) aus dem Netz. Nun teilte die Motion Picture Association of America (MPAA) mit, die Schließung sei auf ein koordiniertes Vorgehen gegen die Betreiber in Kanada und Neuseeland zurückzuführen.

Netflix für Piraten

Als „illegales Netflix“ hat die Software „Popcorn Time“ Millionen von Nutzern gefunden. Mit ihrer Hilfe konnten Anwender tausende aktuelle Filme und Serien auf dem PC oder Tablet sehen, ohne dafür zu bezahlen. Möglich war dies, weil die Inhalte über das sog. BitTorrent-Netzwerk verteilt wurden -  Rechteinhaber gingen deshalb stets leer aus.

Globale Ermittlungen

Am 21.10.2015 verschwand YTS.to aus dem Netz. Da diese Seite die Quelle der „Torrents“ sowie ihrer Inhaltsangaben war, auf die „Popcorn Time“ zugriff, schauten Nutzer der Software in die Röhre (wir berichteten). Nun wurde durch eine Pressemitteilung der MPAA und der New Zealand Screen Association bekannt, wie es zu der Schließung kam.

Danach ist es der MPAA gelungen, die drei Hauptentwickler von „Popcorn Time“ zu identifizieren. Gegen diese erwirkten die großen Filmstudios, darunter Paramount, Columbia, Sony und Twentieth Century Fox am 16.10.2015 eine einstweilige Verfügung (Az. T-1679-15). Diese verbietet es den Beklagten unter anderem, Rechtsverletzungen an Filmen oder Serien der Kläger zu ermöglichen oder zu fördern, die Inhalte öffentlich zugänglich zu machen, an der Entwicklung der Software „Popcorn Time“ oder einer ähnlichen Anwendung teilzunehmen sowie die Webseite popcorntime.io zu betreiben.

Gleichzeitig wurde in Neuseeland ein Gerichtsverfahren gegen den Betreiber von „Yify Torrents“ eingeleitet. Auch dieses führte zu einer einstweiligen Verfügung, die es dem Betreiber verbietet, die Webseite YTS.to weiter zu betreiben. YTS.to war auch die Heimat der Releasegruppe „Yify“, die für hunderte von illegalen Filmveröffentlichungen im Internet verantwortlich zeichnet und als „Zulieferer“ für YTS.to fungierte.

Sowohl den Programmierern von „Popcorn Time“, als auch dem Betreiber von YTS.to drohen weitere Gerichtsverfahren sowie Schadensersatzansprüche der geschädigten Rechteinhaber.

MPAA zufrieden

Senator Chris Dodd, Chairman und CEO der Motion Picture Association of America äußerte sich erfreut zu dem Ermittlungserfolg:

“Popcorn Time and YTS are illegal platforms that exist for one clear reason: to distribute stolen copies of the latest motion pictures and television shows without compensating the people who worked so hard to make them. By shutting down these illegal commercial enterprises, which operate on a massive global scale, we are protecting not only our members’ creative work and the hundreds of innovative, legal digital distribution platforms, but also the millions of people whose jobs depend on a vibrant motion picture and television industry.”

Ausblick

Es wird sich zeigen, ob und wann eine andere Seite die Lücke füllen wird, die Popcorn Time und YTS hinterlassen haben. Derzeit versuchen bereits erste Trittbrettfahrer, die Popularität der Seiten für sich auszunutzen und die heimatlosen Nutzer auf ihre (mit Werbung überladenen) Seiten zu locken. Das Szeneblog „Torrentfreak“ warnt jedoch vor dem Besuch solcher Seiten. Angesichts der zahlreichen legalen Alternativen wie Netflix, Watchever oder Amazon Prime Instant Video stellt sich ohnehin die Frage, was Nutzer zu solchen Angeboten treibt.

Von: Rechtsanwalt Mirko Brüß

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